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  • Karin Zeger

Hula-Hopp bis zum Abwinken

Erinnerungen | Die Majolika-Fasnetsbälle sind bei den Mitarbeitern sehr beliebt gewesen


Kleine Sketche, Kostümprämierungen, eine fröhliche Atmosphäre, Essen und Trinken: Zum festen Termin in der fünften Jahreszeit hat für die Mitarbeiter die Majolika-Fasnet gehört. So sorgsam und kreativ die Plakate dafür entworfen wurden, so einfallsreich und bunt war auch die Veranstaltung.


Beim Majolika-Ball 1957 werden die Preise für die schönsten Kostüme verteilt (von links): Josef Renz (Betriebsratsvorsitzender), Georg Scholz, Hans King, Anita Braun (erster Preis) und Adolf Rümmele (zweiter Preis) Foto: Privat / Rahmen: kvector - stock.adobe.com

Ob ins ehemalige Hotel Lamm, in den »Württemberger Hof« oder ins »Parkhotel« (heutige »Villa Junghans«): Wenn die Geschäftsführung zur MajolikaFasnet einlud, sind sie alle gekommen. Auch Karl Lamm nahm gemeinsam mit seiner Frau an den närrischen Veranstaltungen teil.

»Obwohl ich sonst selten an der Fasnet unterwegs war«,

erinnert sich der 89-jährige Sulgener. Karl Lamm begann seine Lehre zum Steingutdreher mit 15 Jahren. In die Majolika kam er durch seinen Vater, der dort bereits als Maurer arbeitete.

»Bei der ersten Fasnetsveranstaltung nach dem Krieg gab es Glühmost«,

erinnert er sich. Was anderes war damals nicht aufzutreiben. »Den bekam der Chef von einem Bauer vom Fohrenbühl.« Der Most sei gewürzt und aufgepeppt worden und »gar nicht so schlecht gewesen«, meint der Senior mit einem Lächeln.


Keine leichte Arbeit


Tausende von Suppentassen, Schüsseln, Tellern und Kannen hat Karl Lamm als Steingutdreher in mehr als vier Jahrzehnten in der Schramberger Majolika bearbeitet.

»Teilweise war es keine leichte Arbeit«,

erzählt er. Auch sein Sohn, Thomas Lamm, hat noch bleibende Erinnerungen an die Majolika: Oft lief er als Schüler nachdem Unterricht in die Schiltachstraße, wo er beim Portier wartete, bis ihn sein Vater nach Feierabend mit demAuto mit nach Hause nahm. Einmal, als Karl Lamm für seine 25-jährige Betriebstreue ausgezeichnet worden war und eine kleine Feier stattfand, sei der Inhaber Peter Meyer auf ihn zugekommen und habe ihm ein großes Majolika-Sparschwein geschenkt – das dann auf dem Schoß die Heimfahrt in den Unotweg angetreten hat, so Thomas Lamm.


Karl Lamm in den 1960er-Jahren an seinem Arbeitsplatz.

Auch Adolf Rümmele, der rund zwei Jahrzehnte in der Majolika arbeitete (wir berichteten), nahm gern an den Fasnets-Veranstaltungen teil. Der Schramberger erinnert

sich:

»Ein Programm gab es meines Wissens nicht. Die Verantwortlichen, der Buchhalter Hans King, in der Fasnetszeit auch ›Rosswald-Hans‹ genannt, und der amtierende Betriebsratsvorsitzende, anfangs Josef Renz, später Hans Pfaff, managten die MajolikaFasnet, die eigentlich nur aus einem Ball bestand. Es gab kein eigenes Kostüm, keine eigene Maske und man nahm auch an keinem Umzug teil. Umso wertvoller war für die Belegschaft eben der Ball, der lange Zeit im Hotel Lamm und später im ›Parkhotel‹ stattfand. Kein Kostümzwang, Hut oder Papp Nase genügten. Aber die meisten Teilnehmer kamen verkleidet, denn es fanden Kostüm-Prämierungen statt.«

Aber nicht nur die Verkleidungskünste seien, so Adolf Rümmele, ausgezeichnet worden. Bei den Bällen hätten

auch sportliche Wettbewerbe stattgefunden.

»Ich erinnere mich, dass zur Hula-HoppZeit eine Meisterschaft mit den Ringen ausgetragen wurde, wobei der Chef der Tunnellofen-Halle, Leo Grasmeier, bekannt gab, dass eine seiner Ofen-Füllerinnen Siegerin wurde. Sie hatte den Hula-Hopp-Reifen die längste Zeit geschwungen.«

Lebhaft ist Adolf Rümmele, Jahrgang 1936, auch noch die »flotte Musik« bei den Majolika-Bällen in Erinnerung.

»Es spielte immer eine Tanzkapelle aus dem Schramberger Raum.« Und selbstverständlich durften auch eine Abordnung der Schramberger Hansel und der Brezelsegen nicht fehlen.





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